INDONESIEN

Ura Island, Waigeo, Raja Ampat

Update aus Kuala Lumpur

11. November 2019

Im 33. Stock eines Hochhauses blicken wir auf die Skyline dieses verkehrsverstopften boomenden kleinen Bruders von Singapur. Die Regenzeit in Malaysia hat begonnen und an den drei Meter grossen Scheiben unseres Maisonette-Appartements fliessen mehrere Stunden täglich Regentropfen in ihren spontan nach rechts und links abweichenden Schmalspurbahnen runter, während die Autos auf den Strassen unter uns den gleichen Fluss in horizontaler Richtung vollziehen. Der Ausblick von hier ist eindrücklich, der Kontrast zu den letzten zwei Monaten könnte nicht grösser sein. Wo ist das Meer geblieben? Wo die lächelnden Menschen? Wo die Natur, die Sonne, die Vögel, die Käfer, die Krebse, die Schnecken, die Strandhunde, die Delfine? Unser Indonesien-Visum ist abgelaufen und wir mussten das paradiesische Land, welches uns so viele bereichernde Eindrücke ermöglichte, leider verlassen (Review s. weiter unten).

 

Zugegeben, wir haben gewisse Dinge vermisst. Anouk konnte das Essen in Raja Ampat am Schluss kaum schlucken, denn für Fisch, Reis und Gemüse zweimal am Tag während Wochen ist der Hunger irgendwann fast nicht mehr gross genug. Der Reis hat bis zum Ende auf allen Tellern seinen festen Platz gehabt, ab und zu hat es Omeletts gegeben.

 

Wir sind nun wieder von allen Annehmlichkeiten der globalisierten Welt umgeben und so sitze ich nach einem Continental Breakfast bei bestem WiFi und funktionierender Klimaanlage an einem Tisch und versuche, die wichtigsten Erkenntnisse unserer Indonesienreise in Worte zu fassen, während Babs im 48. Stock im Infinity-Pool ihre Längen schwimmt und die Kinder im oberen Teil des Maisonette-Appartements Rollenspiele machen. Noch schnell einen Kaffee und einen frisch gepressten Granatapfelsaft holen, dann geht’s weiter.

 


Endlich wieder Pasta!

Blick aus dem 33. Stockwerk

Wir sind sooo glücklich hier


Am Donnerstag werden wir in Laos das nächste Kapitel aufschlagen. Wir werden versuchen, ein Songthaew oder ein anderes Gefährt zu kaufen und langsam auf eigenen Wegen durch das Land zu reisen.

Indonesien-Review

Immer wieder posieren; hier im Arefi Village, Batanta, Raja Ampat

Direktlinks zu den einzelnen Inhalten:

Kontinent Indonesien

Zwischen Bali, Sulawesi und Papua haben wir eine dermassen grosse Vielfalt kultureller, religiöser, wirtschaftlicher und landschaftlicher Art beobachtet und erlebt, dass deren Vereinigung unter einen Nationalstaat kaum möglich scheint. Und wir haben erst einen kleinen Teil dieses Landes mit der sagenhaften Ausdehnung von über 5100 km (Portugal bis Ukraine) bereist. Mit Kalimantan (Borneo) und Sumatra haben wir die dritt- und sechstgrösste Insel der Welt ausgelassen und Java, die am dichtesten besiedelte Insel der Erde, mussten wir ebenfalls auf ein andermal verschieben.

Es ist das verbindende Element dieses Megastaates: Meer, welches sämtliche Erhebungen daraus zu Inseln macht. Indonesiens Kohäsion ergibt sich durch das intersubjektive Gefühl, Insulaner und also Teil dieses enormen Archipels zu sein. Mit Einführung der Amtssprache Bahasa Indonesia wurde die Kommunikation zwischen den einzelnen Sprachregionen zudem auf eine verbindende Grundlage gestellt. Diese beiden Nenner der Gesellschaft sind mein sehr abgekürzter Erklärungsversuch für das vermeintliche Funktionieren des Pluralismus auf den über sechstausend bewohnten Inseln. Klar, im Hinterkopf des nationalen Bewusstseins tauchen Wolken auf; Kolonialisierung durch Holland, kriegerisch verhindertes Autonomieabdriften Irian Jayas, dieses westlichen Teils von Papua Neuguinea, der Timorkrieg, Spannungen in der Poso-Ebene, Terrorismus und Extremismus, Korruption und Armut, Umweltzerstörung und Überbevölkerung und viele andere Mikrokonflikte und Defizite.

 

Das riesige Land ist in seiner heutigen Form jung, trotzdem begegneten wir ausschliesslich Menschen mit einer tief empfundenen Zugehörigkeit zum Nationalstaat Indonesien.

Wir sind beeindruckt von diesem ‚Kontinent‘: Dieses Land hat einfach alles! Berge mit Gletscher (Papua), Regenwälder mit Nashörnern, Tigern und Orang-Utans (wie lange noch?), Vögel, Reptilien, eine volltouristische Insel mit H&M, Zara und Silent-Yoga-Retreats (Bali), wilde Inseln mit schönsten Riffen (z. Bsp. Raja Ampat, Banda Inseln, Kei-Islands), Kulturstätten und Kunst (Java, Bali), verschiedenste Völker und Bräuche (z. Bsp. Begräbniszeremonien bei Tana Toraja), einsame Gegenden (11'000 Inseln sind unbewohnt), usw.

 

Und vor allem: Wir sind beinahe überall den freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen begegnet!

 

Das Verhalten im Strassenverkehr ist symptomatisch für den gegenseitigen Respekt, den sich die Indonesier entgegenbringen: Trotz des Drängelns und Drückens sahen wir kein einziges Mal jemanden sich aufregen! Kein einziges Mal hat jemand die Hände verworfen, den Kopf geschüttelt, den Finger gezeigt! Man bleibt ruhig, lächelt, wartet, fährt weiter. Allerdings ist die Verkehrshierarchie das genaue Gegenteil der Unseren; je stärker das Gefährt, desto Vortritt. Fussgänger sind rechtlos. Ein grosser Wermutstropfen.

 

Der ‚Kontinent Indonesien‘ hinterlässt uns staunend und mit dem sicheren Gefühl, wieder dorthin zurückkehren zu wollen.

 

Paradies Togian Inseln

Die Tuna Tomini bringt uns in 13 Stunden nach Wakai.

Zuerst müssen wir nochmals 2 Stunden Bootsfahrt durchstehen...

...bis wir endlich belohnt werden.


Das Ale Beach Resort haben wir während sechs Tagen fast für uns allein. Wir schnorcheln, suchen Muscheln, lesen, machen Fotos und springen ins Meer. Seht selbst:


Die umgangssprachlich und kommerziell abgeschmackte Idee eines Tropenparadieses hat sich uns als plastische Wirklichkeit einer leuchtenden und jahrmillionen  alten Farb- und Formkonstellation präsentiert; unvorstellbar klares, blau-türkises Wasser, grauschwarze scharfkantige Felsen, Palmen und weisser Sand, das Hellblau des Himmels, weisse Wolkentürme am Horizont, die verschiedenen Grüntöne des Dschungels, all das wird der oben erwähnten westlichen Wohlstands-Fluchtfantasie des Paradieses gerecht. Die Togian Inseln haben sich in ihrer relativ mühsam zu erreichenden Abgeschiedenheit sogar die digitale Unabhängigkeit bewahrt, da es auf dem Archipel nur in zwei grösseren Dörfchen Handy- und Internet-Empfang gibt. Die Menschen sind freundlich, die Flora und Fauna einmalig im endemischen Sinne, das Leben kann unbeschwert und befreiend sein hier (für die Touristen) und enorm einfach, bzw. ärmlich (für die Einheimischen).

 

Wir haben hier gut vierzehn Tage verbracht und über die Schönheit gestaunt. Die Bilder geben einen Eindruck davon.

 

Umweltdesaster

Das Erlebnis, einem solchen Paradies nahe zu kommen, fühlt sich immer anders an, als einem das Fernweh und die Sehnsucht zu Hause glauben machen. Vorausschicken möchte ich nochmals, dass wir in den gut zwei Wochen hier von der Schönheit und Idylle der Natur beeindruckt und begeistert waren. Das Aber findet sich auf verschiedenen Ebenen und hat unterschiedliche Ursachen. Grundsätzlich ist schockierend, wie stark der Mensch selbst so abgelegene und ursprüngliche Ökosysteme bereits zerstört und verschmutzt hat. In den 90er Jahren wurde hier ein Grossteil der Korallenriffe durch Dynamitfischerei abgesprengt. Die Korallenfriedhöfe sind beim Schnorcheln und Tauchen überall zu sehen, Weichkorallen sind selten. Sämtliche hier heimischen Säugetiere, aber auch Meeresbewohner wie Oktopusse, Seekühe, Haie, Schildkröten, etc. werden offenbar von Jahr zu Jahr seltener (Quelle: Dr. Ating, welcher sein Rescue-Info-Center auf Malenge Island betreibt).

 

Ein Beispiel für das fehlende Wissen, bzw. Interesse an ökologischen Zusammenhängen auf Grundlage des fehlenden Angebots an Einkommensalternativen, ist das Dornenkrone-Napolen-Beispiel: Der Napoleonfisch kann über 1 Meter gross werden, ein imposanter Riffbewohner, welcher sich von bestimmten Korallen und vor allem von Dornenkronen ernährt. Dornenkronen sind räuberische, grosse Seesterne, mit sehr giftigen Stacheln bewachsen, welche sich den Korallenbänken entlang fressen und das Riff zerstören – sofern es keine Napoleonfische gibt, welche deren Ausbreitung eindämmen. Da dieser grosse Fisch jedoch einfach zu fangen und in Restaurants auf dem Festland, v.a. in China, gefragt ist, wird er übermässig gejagt und verkauft, weshalb sich die Dornenkronen unkontrolliert vermehren, da sie keine anderen Feinde haben. Die Riffe werden kahlgefressen, die Artenvielfalt nimmt wegen der zerstörten Riffe ab. Wir haben bei den Schnorchelgängen Hunderte dieser Seesterne gesehen.

 

Dann natürlich Plastic. Das Meer hier ist voll davon. Shampooflaschen, Verpackungen, Säcke, Styropor, etc. Je nach Strömung fliesst einem ein unaufhörlicher Fluss Plasticteile entgegen. Es gibt keine funktionierende Abfallentsorgung, weder auf dem Inselarchipel noch auf Sulawesi selber (abgesehen von einigen Deponien), die Menschen werfen den Verpackungsmüll in die Flüsse, alles landet im Meer und wird an die Strände gespült, verfängt sich in den Korallen oder verstopft Schildkröten- und Vögelmägen. Das Bewusstsein der Bevölkerung für die Verschmutzung fehlt hier ebenso wie das entsprechende Bildungsangebot. Im schmucksten Dorf direkt am Meer treffen wir auf liebenswürdige Kinder, welche ihre Schokokeksverpackung mit natürlicher Gestik ins Wasser werfen. Wohin sollen sie den Abfall sonst bringen? Es gibt ja keine Sammelstelle und das Verbrennen der Abfälle - gängige Praxis einiger Bungalowanlagen - stinkt dermassen giftig, dass es gerne vermieden wird.

 

Wir haben das schon lange gewusst, im Voraus darüber gelesen, den Kopf geschüttelt. Die Unruhe, welche mich bei der Konfrontation mit dem Desaster erfasst, ist folgenden Einsichten geschuldet: Erstens. Es gibt keinen Rückzug in eine heile Welt mehr- das Problem hat jeden abgelegenen Winkel erreicht und ist nicht zu ignorieren. Es ist nicht etwas, das lokal auftaucht und an anderen Orten nicht vorkommt. Plasticabfall findet sich an jedem Strand, entlang jeden Weges, in jeder Ortschaft, in jedem Fluss, es liegt und schwimmt überall so viel Abfall, dass man nicht mal grosse Plasticsäcke einsammelt, welche über den Korallen dahin treiben, es hat schlicht keinen Sinn. Die globalisierte Welt setzt ihre Produkte eben wirklich global ab.

 

Zweitens. Die Verpackungen, Beutelchen, Styroporpolster, Flaschen, etc. werden bekanntermassen täglich weiter millionenfach produziert, konsumiert und weggeworfen – der Abfall im Wasser und entlang den besiedelten Wegstrecken an Land vermehrt sich mit jeder Stunde.

 

Drittens. Wir sind als Touristen natürlich Teil des Problems. Wir generieren neuen Abfall, brauchen Ressourcen hier und leben den Einheimischen unseren Lifestyle vor. Ein Dilemma, da der Tourismus auch Arbeitsplätze schafft und die Nachfrage nach schöner Natur einen edukativen Effekt hat. Wir sind uns über unsere Verantwortung im Klaren, zahlen für Flüge Kompensationen auf myclimat.org und versuchen nachhaltig zu reisen, indem wir z. Bsp. Hotels auswählen, welche besonders Umweltfreundlich sind oder karitative Projekte unterstützen, wir bezahlen Nationalparkgebühren und lokale Guides und nehmen unseren anorganischen Abfall von den Inseln wieder aufs Festland mit (wo es im besten Fall auf einer Deponie landet). Trotzdem verbrauchen wir Ressourcen (würden wir in der Schweiz natürlich ebenfalls) und generieren CO2-Emissionen. Das lässt sich leider nicht wegdiskutieren.

"Du bist vielleicht ganz schön

Aber du bist aus Plastic

Und ich versuch's zu übersehn

Doch tut mir leid ich schaff's nich'"

(Jan Delay)

Simple Life

Während etwa fünf Wochen lebten wir auf den Togian Inseln und in Raja Ampat in einfachen Bambushüttchen, manchmal am ganz einsamen Strand, wir haben die Homestays mit nur wenigen oder keinen Touristen geteilt und viele zivilisatorische Annehmlichkeiten gegen ein prachtvolles, berauschendes Naturerlebnis eingetauscht.

Strom gibt es am Abend während wenigen Stunden, die Matratzen sind meist alt, feucht und durchgelegen, um sechs Uhr abends wird es dunkel, die Brandung verschlingt die Geräusche der Nacht und die Sandbauwerke, welche die Kids am Tag in das vergängliche Material gegraben haben.

Die Gastfamilien sorgen für unser Essen, für Kaffee und Tee. Bier gibt es kaum (im Kordiris Homestay war welches zu haben - horrend teuer), die kleinen Läden der nur mit Boot erreichbaren Dörfchen verkaufen Schokoladenkekse und Wasserflaschen.

Unsere Bücher, unsere Kleider, alles wird feucht. Es ist zeitweise heiss, da es nirgends Ventilatoren oder gar Klimaanlagen gab, die Wolkenbrüche bringen Abkühlung und Mücken in den Bungalow, die Haut klebt immer etwas, man fühlt sich selten gänzlich sauber. Die Badezimmer bestehen aus einem grossen Wasserbehältnis mit Plasticeimerchen, um sich Wasser überzuschütten (Mandi) und einer einfachen Toilette ohne Spülung. Fliessend Wasser gibt es selten, die Zähne haben wir oft im Freien geputzt, mit Brackwasser.

 

Das einfache Leben hat gerade den Kids wenig ausgemacht (abgesehen vom einseitigen Menüplan). Für sie spielte es keine Rolle, dass das Bungalow des Friwenwall Homestays einen Neigungwinkel von geschätzten 5° hatte (Ich hatte dagegen beim Schlafen ständig das Gefühl, abzurutschen). Ihnen war egal, dass wir im Sandy Bay Resort zu fünft in einem kleinen Raum zusammengepfercht lebten oder dass die Toiletten im Malenge Resort so verschimmelt und rostig waren und sich ein beissender Uringestank festgesetzt hatte. Die Kinder haben auch nie beanstandet, dass das Wasser im Bad des Ale Beach Resorts nach dem Duschen stehenblieb und von Hand aus dem Raum gewischt werden musste (ja, die Unterkünfte heissen alle ‚Resort‘; ein Euphemismus für ‚heruntergekommene, von den Tropen zerfressene Homestays‘). Wir hingegen haben nach einer schweissnassen unbequemen Nacht gerne mal einen sehnsüchtigen Gedanken an unsere guten Betten daheim verschwendet.

Raja Ampat

Obwohl bereits etwas müde vom einfachen Inselleben auf Sulawesi, hat uns dieser Sehnsuchts-Archipel bei Papua, von dem wir so oft geträumt und gesprochen haben, sofort in seinen Bann gezogen: grüne, von Dschungel überwachsene Inseln mit goldbraunen kleinen Sandbuchten, von grün-und türkisblauem glasklarem Wasser umrahmt. Nicht oder spärlich bewohnt, liessen sie uns an Pirateninseln aus den Geschichten der Kindheit denken. Bereits während der ersten Bootsfahrt konnten wir einen riesigen Schwertfisch an der Oberfläche beobachten – Indiz für den Fischreichtum und die enorme Artenvielfallt auf Raja Ampat.

Die Menschen hier scheinen ärmer zu sein als in den anderen besuchten Regionen. Kinder und Erwachsene laufen oft in den immer gleichen zerlöcherten Kleidern herum, Behausungen sind sehr einfach, ohne Elektrizität (ev. surrt abends einige Stunden ein Generator) oder fliessend Wasser. Handys sieht man hier nur wenige. Die meisten Menschen leben vom Fischfang, einige vom Tourismus (es werden immer mehr). Das Aussehen der Menschen unterscheidet sich auch sonst deutlich vom Rest Indonesiens: Die Haut ist stärker pigmentiert, die Haare sind kraus, man könnte sich auch in der Karibik oder bei den Aborigines wähnen.

 

Das Farbenspiel der Natur von grün bis blau liess uns staunen, besonders wenn der Himmel abends noch kitschig violett dazu leuchtete. Unter der Wasseroberfläche bot sich das ganz grosse Spektakel. Nie zuvor haben wir eine so hohe Biodiversität im Meer gesehen! Unzählige farbige Fische tummeln sich im klaren Wasser, Haie patrouillieren am Riff, Baracudas suchen nach Nahrung, ab und zu schwimmt eine Schildkröte vorbei. Auch die Korallen sind auf Raja Ampat noch intakt, leuchtend rote Fecherkorallen wechseln sich mit blauen, grünen und rötlichen Korallen ab. Man wird unwillkürlich an den Film Avatar erinnert. Unterwasser-Wunderland!

 

Der perfekte Tag in Raja Ampat, es war der 24. Oktober 2019, verlief so: Das Motorboot fuhr uns im leichten Regen entlang der Insel Batanta zu einer abgelegenen Bucht mit schönem Korallenriff und weissem Sandstrand (Dayang Island). Nach köstlichem Mittagessen mit Blick auf das Wasser gingen wir eine Weile mit einem Mantarochen schnorcheln, der neugierig lange mit uns schwamm. Nach dessen Abtauchen erhob sich eine Gruppe Delfine neben uns aus dem Wasser, zog Kreise und tauchte unter uns ab. Auf der Rückfahrt zum Homestay liessen sich zwei Dugongs (Seekühe) beobachten und auf der Abendtour um die Insel konnten wir einen Teppichhai, Schildkröten und eine riesige kreischende Kolonie von Hornbills bestaunen.

Das spontane Privat-Konzert einer Gruppe Einheimischer in unserer Bungalowanlage begleitete uns zum Abschluss des Tages mit Papua-Volksongs in den Schlaf.

 

Natürlich war nicht alles nur romantisch und fantastisch. Simple Life hat, wie bereits beschrieben, seine Tücken, und irgendwann ist man tatsächlich so gesättigt von den grossartigen Natureindrücken, dass man bei der nächsten Gruppe Delfine, die aus dem Wasser springt, nur noch kurz den Kopf hebt, um sich wieder seinem Buch (Erwachsene) oder dem Sandspiel (Kinder) zu widmen.

 

Raja Ampat ist vergleichsweise noch wenig touristisch erschlossen. Im Gespräch mit den Einheimischen wird aber klar, dass die Regierung plant, die Region künftig weit stärker zu kommerzialisieren. Viele Strandabschnitte, die zurzeit unbewohnt sind, wurden bereits aufgekauft, um darauf grosse Resorts zu bauen, der winzige Flughafen mit Graspiste soll vergrössert und die Strassen auf der Hauptinsel ausgebaut werden. Die lokale Bevölkerung wird kaum in die Entwicklung miteinbezogen. Man kann sich gut vorstellen, wie sich dies auf die Unterwasserwelt und die Menschen vor Ort auswirken wird. Ob es das Naturparadies in 10 Jahren noch geben wird?

 

Wir haben die Homestays, die wir besucht haben, über www.stayrajaampat.com gebucht. Dahinter steckt eine NGO, die für die lokale Bevölkerung die Möglichkeit schafft, sich mit dem Betreiben eines einfachen Homestays ein Einkommen zu schaffen und dadurch die wunderbaren Inseln vor dem Ausverkauf zu retten. Über die Homepage können Touristen die Übernachtungen organisieren und bezahlen. Die Homestays sind ähnlich wie eine Genossenschaft organisiert, jedes hat eine unverkäufliche Stimme als Eigentümer und gemeinsam wird darüber bestimmt, in welche Projekte allfällige monetäre Überschüsse fliessen. Alle Homestay-Besitzer sind lokale Fischerfamilien, die ohne die NGO kaum in der Lage wären, Kontakte zu den Besuchern herzustellen (fehlende Infrastruktur, kein Bank-Konto, wenig Telefonempfang ohne Internet, kaum Englischkenntnisse, wenig Business-Grundwissen). Da die Touristen in der Regel an der intakten Natur interessiert sind, unterstützt es das Bestreben der Einheimischen, die Natur zu erhalten. Es ist sehr zu hoffen, dass dadurch ein Gegengewicht zu den nationalen Konsortien geschaffen werden kann, die am Massentourismus verdienen und sich wenig um die Entwicklung vor Ort kümmern.

 

Im Folgenden zeigen wir ein paar eingefangene Momente unserer schönsten Zeit in Indonesien. Gerne würden wir gleich wieder dahin zurückkehren!

Biryei Homestay, Batanta

Kordiris Homestay, Gam

Friwenwall Homestay, Friwenwall

Warimpurem Homestay, Waigeo und Sorong

Erkenntnisse, Einsichten und Erfahrungen in Stichworten

 

Babs:

Indonesiens Natur ist beeindruckend, ebenso die Freundlichkeit der Menschen. Ich will noch mehr sehen!

Schnorcheln ist ebenso lohnend wie Tauchen.

Ein Seidenschlafsack macht noch die feuchteste Matratze erträglich.

Ich halte es schlecht aus, wenn es zu viele Mücken hat. Sonstige Krabbeltiere machen mir hingegen wenig aus.

Einfache Hütten sind mir egal (solange sie einigermassen sauber sind). Noch nie habe ich in einem so simplen „Verschlag“ genächtigt wie auf Raja Ampat.

Als Familie sind wir am besten in der Natur aufgehoben, denn dies interessiert uns alle. In den Städten wird das enge Zusammenleben manchmal sehr anstrengend.

Paarzeit kommt auf der Reise – erwartungsgemäss – zu kurz.

Ich denke nur sehr selten an meine Arbeit und die Schweiz fehlt mir eigentlich nicht. Natürlich vermisse ich zwischendurch Freunde und Familie (und - ich gebe es zu - die eine oder andere Annehmlichkeit sowie frisches Brot mit Gruyère).Aber die vielen neuen Erlebnisse beleben mich und ich bin immer noch neugierig darauf, was uns in der nächsten Zeit erwartet.

Das Reiseleben spielt sich sehr im Hier und Jetzt ab, die einzelnen Bedürfnisse und Stimmungen stehen im Vordergrund und gestalten die Tage mit. Ich glaube, Mäthu und ich könnten lange unterwegs sein - für die Kinder jedoch ist das Reiseleben intensiv und es fordert sie, da sie sich immer wieder auf die neuen Situationen und Menschen einlassen müssen. Das ist für das Familienleben anspruchsvoll. Manchmal gibt es Momente, in denen ich mir eine kurze Auszeit von der Auszeit wünsche und zeifle, ob wir das schaffen bis zum Schluss.

Die weitere Reiseplanung ist sehr offen, weil wir noch nicht mit Sicherheit sagen können, was wir (als Familie) wann brauchen. Meer oder Berge? Etwas Vertrautes? Dschungeltrekking? Schafe hüten oder Insekten suchen? Roadtrip oder einsame Insel?

 

Anouk:

Am Strand kann ich mich mega bewegen.

Man kann sich nichts kaufen, wenn es keine Stadt und keinen Laden gibt.

Das Essen in Raja Ampat war meistens ‚gruusig‘, ausser die Maispuffer.

Ich habe einen Hirscheber gesehen, ein Schwein, welches mega selten ist. Es frisst Kokosnüsse.

Ich habe immer Angst gehabt, die Reise wird nicht gut. Dann ist aber doch alles gut gegangen.

 

Lisa:

An das Bild eines Blaupunktrochens, welcher wegschwamm als ich darüber schnorchelte, werde ich mich immer erinnern können.

Das Spielen mit Einsiedlerkrebsen ist sehr spannend.

Die Babyhunde waren neu für mich, das habe ich noch nie gesehen.

Kuno vermisste ich manchmal, wenn ich mit den Hunden spielte.

Wir haben als Familie sehr viel Zeit miteinander. Manchmal sind alle schlecht drauf, wenn wir nicht folgen, dann wieder geht es.

Ich habe gelernt, dass man bei Tieren sehr aufpassen muss. Man kann nicht einfach Tiere anfassen, da sie Krankheiten übertragen oder stechen können.

Ich mag es nicht, Schule zu machen, weil das Reisen ist viel spannender. Aber ich muss Englisch lernen und Mathematik, sonst muss ich die dritte Klasse wiederholen.

 

Mäthu:

Indonesien ist ein grossartiges Reiseland, die Natur hat mich tief beeindruckt.

Wir wurden während zwei Monaten in Indonesien nicht ein einziges Mal krank – keiner von uns!

Die Begegnungen mit fremden Menschen - Travellern und Einheimischen - tun mir gut. Es berührt mich, dass wir fast ausnahmslos interessante liebenswürdige Menschen treffen.

Ich erlebe mich neu: Meine schweizer Alltagsneurosen sind weg, ich bin z. Bsp. ruhig und kann stundenlang einfach nur auf das Meer schauen, ohne etwas anderes zu tun. (Ok., nicht stundenlang, das liessen die Kids gar nicht zu.)

Ich vermisse die Schweiz (noch) nicht. Ich vermisse meine Arbeit nicht. Ich vermisse aber bestimmte Menschen und würde gerne ab und zu mit jemandem ein Bier trinken gehen.

Warum bloss haben wir das Smartphone erfunden? Ich plane, zu Hause nur noch ein Telefon ohne Internet mit mir rumzutragen und das Smartphone am Abend kurz für Social Media zu benutzen.

Das Unterrichten von Lisa kostet mich Überwindung. Tims rasche Überforderung in Menschenmassen macht mich hilflos. Anouks Heimweh bereitet mir manchmal Sorgen.

Schade, dass wir nur so wenige reisende Familien getroffen haben. Mit den wenigen, mit welchen wir kurz Zeit verbracht haben, hat es sofort tolle Gespräche (Erwachsene) und intensive Spiele gegeben (Kinder).

 

Tim:

Delfine sind schön zum ansehen.

Es gibt viele Tiere.

Wir haben manchmal Streit gehabt, weil ich mich nicht anziehen wollte.

 


Aktuell 21.Okt.2019: Kein Update

Leider kommen wir momentan nicht dazu, ein informatives Update zu machen.

Morgen tauchen wir für 16 Tage in Raja Ampat unter; kein WiFi, einfache Holzbungalows, Natur und Meer.

Ab dem 07. November 2019 sind wir in Kuala Lumpur. Da werden wir uns Zeit für ein Indonesien-Review nehmen. Wir freuen uns immer über eure Mails und Gästebuch-Einträge! Alles Liebe und bis bald..

Ale Beach, Angkayo, Togean Islands


Aktuelles Update: 01.10.2019

(Nächstes Update frühestens ab 25. Okt. 2019)

Schopfmakake, Tangkoko-Nationalpark, Sulawesi

Dies ist ein Kurzupdate aus Gorontalo. In zwei Stunden geht unser Boot nach Wakai, Hauptdorf der Togian Inseln. Dort gibt es keinen Internetempfang. Dort bleiben wir sicher drei bis vier Wochen.

Es geht uns gut, wir hoffen, dir auch?

Die Eltern lesen, schreiben, zeichnen und fotografieren.

Die Kinder? Hier ein kleines Muster aus ihrem Alltag:

Das Reisen braucht Kraft, v.a. für die Kids. Die Menschen in Nordsulawesi sind enorm freundlich und wahnsinnig leutselig, überall werden wir angesprochen und fotografiert. Das ist inzwischen etwas anstrengend. Wir freuen uns deshalb sehr auf das bevorstehende Inselleben! Zuvor müssen wir nur noch die 13-Stunden-Fahrt mit dem Local-Boot überstehen. Danach nochmals 3 Stunden in einem Einbaum. Und dann, dann..

 

P.S. Zum Ergebnis der CH-Wahlen sind wir eher noch nicht zurück, bzw. haben wir keinen Info-Zugang. Wir verfolgen gelegentlich mit grosser Spannung die News zur anstehenden Wahl und hoffen natürlich auch auf den prognostizierten Rutsch.

 

Ein paar Fotos der letzten Tage / Wochen zum Rumschmökern, relativ unsortiert:


Update vom 21. September 2019

Hahnenkampf an der Jl Sultami, Ubud, Bali                           

 

Bald sind wir zwei Wochen unterwegs. 

Bali macht den grössten Teil dieser Zeit aus. Trotz der sich offenbarenden Tourismus-Verkrüppelung des Südens, v.a. Ubuds und Kutas, wirkte die Insel manchmal wie ein kleines Märchenland auf uns. Die Häuser haben kunstvolle hinduistische Steinpforten, die vielen Schnitzereien und die kleinen, aus Bananenblättern und Blüten bestehenden viereckigen Gestecke, welche morgens zusammen mit Räucherstäbchen und winzigen Opfergaben vor jede Tür, an jeden Strand, auf jeden Stein gelegt werden, tragen zum behüteten und spirituellen Eindruck bei.

 

Daneben sieht man natürlich die bekannten Phänomene, welche der Massentourismus (und wir als Teil davon) aber auch die kapitalisierte Welt mit sich bringen; überall Platikabfälle am Boden, mit Autos und Motorrädern verstopfte Strassen, stinkende Abwasserkanäle, mit Billigware überquellende Shops, ständig Menschen, welche uns irgendwas andrehen wollen. Die grösste Veränderung im Vergleich zu unserem letzen Besuch vor 15 Jahren jedoch ist das allgegenwärtige dominante, ja selbst für kurze Taxifahrten unabdingbare Smartphone. Die Menschen scheinen (genau wie bei uns) im Bann der digitalen Zerstreuung erstarrt zu sein. All die Rumsteh- und Wartejobs, in den tausend Läden mit der immer gleichen Ware, all die überflüssigen Hotel-Securities, die Schleuser und Ansprecher, die Damen vor dem Massage-Salon, die Kellner in den leeren Restaurants, sie alle gab es bereits vor 15 Jahren. Heute aber starren ihre leeren Blicke nicht in die Ferne; ihre Gesichter werden vom kleinen Bildschirm beleuchtet.

Eine Taxifahrt beginnt mit dem Satz des Fahrers "Where is it - show me Google-maps". Wir wollten das Telefon möglichst wenig nutzen, wollten es ab und zu hervornehmen, um ins E-banking zu gelangen. Es scheint aber nicht möglich zu sein, auf den kleinen Computer zu verzichten. Unterkünfte verlangen den Buchungscode, des Englischen Unkundige wollen mit Mäthu, da er zu wenig flüssig Bahasa Indonesia spricht, sofort mit der Übersetzer-App kommunizieren, Umrechnungskurse werden online ermittelt, Fahrkarten auch und vor allem tauscht man sofort die Nummern aus, um über Whatsapp zu Connecten. Und sie fotografieren unsere Kids, hemmungslos. Selfie, Selfie please! Die Touristen am Kuta-Legian-Beach machen es vor: Selfie-Paraden wohin man sieht. Egoinszenierung. Das gute Aussehen scheint den Touris (der Generation zwischen 20-40 Jahren?) so wichtig zu sein, ein allabendliches hundertfaches und lächerlich wirkendes Exzessiv-Posieren vor der Strand-Kulisse ist der aktuelle Hype. Foto-Drohnen sausen lärmig über unseren Köpfen.

All das ist neu im Vergleich zum letzten Mal.

Wir sind froh, jetzt auf Sulawesi und weg vom touristisch verseuchten Südbali zu sein.

 

Die direkten Kontakte mit den Leuten geniessen wir (vorerst). Die Menschen wirken liebenswürdig und hier in Manado werden wir laufend mit fröhlich lachenden Gesichtern angesprochen ("Hellooo").

In den nächsten Tagen tauchen wir im Tangkoko-Nationalpark unter. Danach schlagen wir uns mit Bus, Schiff und Einbaum-Kanu zu den Togian-Inseln durch, wo wir einige Wochen schnorcheln, tauchen und Kokosnüsse schlürfen werden.

Den Familienalltag erleben wir als harmonischer als zu Hause. Wir können uns viel Zeit füreinander nehmen und gerade die Strand-Tage sind für alle befriedigend. Lesen, zeichnen, beobachten. 

Das Essen in den Restaurants, manchmal dreimal täglich, ist anstrengend. Die Kinder haben lange, um etwas auszuwählen und dann essen sie nur wenig davon oder wollen das Menu des Anderen. Wir haben begonnen, ihnen zwei oder drei Speisen zur Auswahl zu geben, um den Entscheidungsstress zu minimieren.

 

Ein Spaziergang dauert. Die allgegenwärtigen Geckos sind immer ein Grund, um anzuhalten. Ebenso Eichhörnchen auf Stromleitungen, Ameisen, Schnecken, Affen, Vögel, Fluginsekten, Fledermäuse, Kröten und Frösche. Eidechsen. Strassenhunde gibt's hier auf Manado keine. Die Minahasa, die hiesige Volksgruppe, essen sie auf. 

 

Im Handeln müssen wir noch Fortschritte machen. Nach einem langen Verhandlungsmarathon hat Mäthu bei einem Strassenhändler für 160'000 Rupiahs (ca. 12 Sfr.) zwei neue UNO-Kartenset erstanden. Zwei Tage später haben wir die Karten in einem kleinen Supermart für den Preis von 13'500 Rupiahs je Stück gesehen. 

 

Wir freuen uns auf die nächsten Wochen und Monate!!!

 

Im Folgenden ein paar Impressionen der letzen Tage.

 

Der Hahnenkampf (von Lisa)

Ich war mit Tim und Papi auf dem Motorrad. Am Strassenrand sahen wir Männer um einen viereckigen Käfig stehen. Wir sind zu ihnen gegangen. Da waren ganz viele Hähne. Die Männer wählten die zwei besten Hähne aus. Wir mussten für einen sein. Papi musste Geld geben. Wir waren für den Älteren.

Sie banden Messer um die Füsse und irgendwann fing der Kampf an. Ich wollte nicht sehen aber die anderen schon. Als der Kampf fertig war, haben sie mir erzählt, dass unser Hahn verloren hat. Dann sind wir nach Hause gefahren mit unserem Motorrad. Ich fühlte mich sehr traurig. So eine Tierkwählerei.


Beach-Life

Homeschooling


Bali Daily-Life

Masken- und Puppenmuseum Bali

Update vom 10.09.2019

10.09.2019

Classical Birchstrassen-Apéro.

Umwerfende Gastfreundschaft.

Umarmungen, keine Küsschen.

Letzte Worte am Flughafen - schön, seid ihr gekommen!

Ein langer Flug.

Einige Diskussionen mit dem Sicherheitspersonal (Nein, im Dutyfree in Zürich gekaufte Sonnencrème schafft es in Singapur nicht durch die Sicherheitschecks und wird weggeworfen).

2xKung Fu Panda, Dschungelbuch, Dumbo, Peppa Pig, Chicken Run, Tierdokus.

Ankunft in der Nähe von Ubud.

Es ist schön.